ARMUT UND ARBEITSLOSIGKEIT

FÜR EINEN ARBEITSMARKT, DER MENSCHEN RESPEKTIERT

Die Arbeitslosenzahlen sind auf einem Rekordtief, in Salzburg blicken wir auf die niedrigste Arbeitslosenquote Österreichs und die höchste Wirtschaftsleistung pro Kopf im Bundesländer-Vergleich. Warum trotz dieser Meldung nicht alles gut ist.

Working Poor - Armutsgefährdung trotz Erwerbsarbeit nimmt zu

Die kürzlich veröffentlichte Erhebung der Statistik Austria zu Lebenslagen in Österreich gibt Anlass zur Sorge: Armut und soziale Ausgrenzung sind ebenso im Steigen begriffen wie die Tatsache, dass Menschen trotz Erwerbsarbeit armutsgefährdet sind: Österreichweit ist die Zahl der Betroffenen hier auf 331.000 Menschen angestiegen!

Hohe Wirtschaftsleistung, schlechte Entlohnung

Mit Blick auf die Einkommensstruktur fällt das Bundesland auf Platz fünf im Vergleich mit den anderen Bundesländern zurück, was unter anderem daran liegt, dass in Salzburg der eher schlecht entlohnte Dienstleistungsbereich sehr stark ist. Diese Diskrepanz zwischen Wirtschaftsleistung und Entlohnung und im weiteren Schritt auch Arbeitsbedingungen zeigt, wie dringend eine Veränderung der Logik am Arbeitsmarkt notwendig ist. „Aktuell leben wir in einem System, das wenig Rücksicht auf individuelle Lebenslagen nimmt, ein reibungsloses Funktionieren wird vom Menschen gefordert. Anstatt unrealistischen Erwartungen sollten die Zielsetzungen mehr vom Menschen ausgehen.“, gibt Carmen Bayer, Sprecherin der Salzburger Armutskonferenz zu denken. „Wie können wir Arbeit so gestalten, dass Eltern, Menschen mit körperlichen wie psychischen Einschränkungen, kurzum, sodass alle ihren Platz finden und ihren Teil beitragen können.“ Fast 20% der Menschen mit niedrigem Einkommen geben an, sich in einem mittelmäßigen gesundheitlichen Zustand zu befinden. Ein weiterer Indikator für einen ausgrenzenden Arbeitsmarkt ist die sogenannte stille Reserve, also Menschen, die aktuell nicht erwerbstätig sind aber binnen zwei Wochen eine Arbeit antreten könnten. Die stille Reserve umfasst im vierten Quartal 2022 71.200 Menschen, Frauen sind in dieser Gruppe stärker vertreten als Männer. Die Gründe für die stille Reserve sind vielfältig, darunter fallen Resignation und Enttäuschung von oftmals älteren Langzeiterwerbsarbeitssuchenden ebenso wie fehlende Struktur im Bereich der Kinderbetreuung und Pflege.

Existenzsicherung und Investitionen in sozialökonomische Betriebe

Es braucht folglich eine Neubewertung unserer bisherigen Arbeitsmarktpolitik, wie Torsten Bichler, Vorstandsmitglied der Armutskonferenz Salzburg ausführt: „Die Realität am Arbeitsmarkt ist komplex und schnelllebig. Für einen erfolgreichen Neustart arbeitsloser Menschen sollten die Ziele um qualitative Kriterien erweitert und der Fokus auf die Lebenswelten der Arbeitssuchenden gelegt werden. Eine Flexibilisierung von Förderrichtlinien samt langfristigen Förderzeiträumen sowie die strukturelle Verzahnung mit relevanten Querschnittsthemen wie Gesundheit, Soziales, Umwelt, Digitalisierung ist nötig."

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