12. REGIONALE SALZBURGER ARMUTSKONFERENZ

NACHLESE: GESUNDES SALZBURG ANSPRUCH UND REALITÄT

04. November 2025 09:30 - 16:30 Uhr, Salzburg

    Leicht lesen: Regionale Salzburger Armutskonferenz

    Unter dem Titel Gesundes Salzburg: Anspruch und Realität fand in Salzburg die 12. Regionale Salzburger Armutskonferenz zur sozialen Gerechtigkeit im Gesundheitssystem statt. Expert:innen, Fachpersonal, Betroffene und Interessierte diskutierten, wie Gesundheitsförderung inklusiver, niederschwelliger und armutspräventiv gestaltet werden kann. Durch die Tagung führte Inge Honisch (Vorstandsmitglied der Salzburger Armutskonferenz). Die Gebärdensprachdolmetscher:innen – Sonja Schöffer und Pascal Gamper – waren bis zum Ende der Diskussionsrunde präsent und sorgten für eine inklusive Kommunikation.

    Die Tagung machte deutlich: Gesundheit darf kein Privileg sein, sondern ist eine zentrale Voraussetzung für soziale Teilhabe – und muss für alle Menschen erreichbar sein, unabhängig von Einkommen, Herkunft, Alter oder Lebenslage.

    Im vollen Seminarraum von St. Virgil begrüßten Gunter Graf (Vorstandsmitglied der Salzburger Armutskonferenz) und Marcel Kamlesh Singhal (Sprecher der Salzburger Armutskonferenz) die rund 130 Teilnehmenden. In Ihren Eröffnungsworten betonten beide, dass Gesundheit ein Grundrecht ist. Die Tagung zeige, wo wir in Salzburg hinsichtlich des gerechten Zugangs zu Gesundheit stehen und was wir gemeinsam verbessern können.

    Eröffnung der Tagung durch Gunter Graf, Gebärdensprachdolmetscher: Pascal Gamper, Foto: © Yenney-Photography

      Keynotes und Diskussion

      Keynote: Sozialversicherung unter der Lupe: Solidarität, Gerechtigkeit und Reformbedarf, Birgit Schrattbauer, Universität Salzburg

      • Solidarität im Gesundheitssystem stärken: Trotz hoher Abdeckung bestehen Schutzlücken – etwa für nicht versicherte Personen, armutsbetroffene Gruppen oder Menschen mit prekärem Aufenthaltsstatus. In Österreich ist das Recht auf Gesundheit nicht ausdrücklich in der Verfassung verankert – soziale Grundrechte und Absicherung fehlen.

      Keynote: Wirkt Gesundheitsförderung armutspräventiv? Niederschwelligkeit als Schlüssel, Stephan Gremmel, neunerhaus Gesundheitszentrum

      • Gesundheitsförderung wirkt armutspräventiv – wenn sie zugänglich ist: Niederschwellige zielgruppenorientierte Angebote, wie sie etwa das neunerhaus Gesundheitszentrum in Wien bietet, zeigen, wie medizinische, soziale und sprachliche Barrieren überwunden werden können.

      Diskussion mit den Referierenden

      Im Anschluss an die Keynotes bot die Diskussionsrunde Raum für Fragen, Anregungen und Hinweise der Teilnehmenden – es kam zu einem lebendigen Austausch, der zentrale Themen der Tagung vertiefte und neue Perspektiven eröffnete.

      Das Team von FS1 - Freies Fernsehen Salzburg begleitete die Veranstaltung und dokumentierte umfassend die Inhalte der Keynotes sowie der Diskussionsrunde.

      v.l.n.r.: Diskussionsrunde mit Stephan Gremmel (neunerhaus Gesundheitszentrum), Inge Honisch und Birgit Schrattbauer (Universität Salzburg), Foto: © Yenney-Photography

        Bewegung & Begegnung

        Bei wunderschönem Herbstwetter nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich im Park von St. Virgil körperlich zu bewegen – eine wohltuende Aktivierung, die wertvolle Energie für den weiteren Verlauf der Tagung brachte. Die Session wurde von Petra Pfarrkirchner (ASKÖ Salzburg) angeboten.

        Bewegung & Begegnung im Park von St. Virgil, Foto: © Yenney-Photography

          Themenworkshops: Impulse für faire Gesundheitschancen

          Im zweiten Teil der Regionalen Salzburger Armutskonferenz wurden verschiedenste Aspekte von Gesundheitsgerechtigkeit im Rahmen von interaktiven Themenworkshops beleuchtet.

          1. Frühe Ungleichheit – wie Kinder & Jugendliche benachteiligt werden

          Geleitet von Janina Schönleben, Johanna Fellinger (kija Salzburg) und Herbert Huka-Siller (Elternberatung, Frühe Hilfen)

          Hauptbotschaften:

          • Frühe soziale Ungleichheit wirkt sich direkt auf Gesundheit und Entwicklung aus. Prävention muss hier ansetzen – mit kostenlosen Angeboten, Bildungsarbeit und gezielter Unterstützung.
          • Es braucht einfach umsetzbare, inklusive Begegnungsräume und gut ausgestattete Sportbereiche für alle Altersgruppen.

          2. Weiblich, arm, belastet und unsichtbar?

          Geleitet von Aline Halhuber (Frauengesundheitszentrum Salzburg)

          Hauptbotschaften:

          • Frauen müssen frühzeitig in ihrer Gesundheitskompetenz und Lebenskompetenz gestärkt werden, z. B. durch Sozialberatung im Eltern-Kind-Pass.
          • Geschlechtsspezifische Belastungen, prekäre Beschäftigung und Care-Arbeit führen zu gesundheitlichen Risiken. Es braucht gezielte Maßnahmen für soziale und gesundheitliche Gerechtigkeit

          3. Wir sind alle Expert:innen für unsere Gesundheit – auch im Alter!

          Geleitet von Anita Dietmann (Seniorenberatung Stadt Salzburg), Maria Sojer (ABZ, Haus der Möglichkeiten), Kathrin Floh (Diakoniewerk, Community Nurse)

          Hauptbotschaften:

          • Lebensrealitäten älterer Menschen unterscheiden sich stark. Selbstbestimmung und Zugang zu Unterstützung müssen gestärkt werden. Ältere Menschen brauchen analoge Anlaufstellen und Unterstützung bei digitalen Herausforderungen wie u.a. Cyberangriffen.
          • Prävention, Mobilität und barrierefreies Wohnen müssen stärker in den politischen Fokus rücken.

          4. Gesundheitsförderung und -kompetenz im Spannungsfeld von Migration und Armut

          Geleitet von Agnes Schmatzberger (Diakoniewerk Salzburg), Eva Hammer-Schwaighofer (AVOS - Gesellschaft für Vorsorgemedizin)

          Hauptbotschaften:

          • Interkulturelle Kommunikation und professionelle Dolmetschdienste sind essenziell für den Zugang zu Gesundheitsversorgung.
          • post-/migrantische Menschen brauchen zentrale Informationsstellen und Unterstützung bei der Navigation durch bürokratische Systeme.
          • Gesundheitsförderung muss auf Vielfalt Rücksicht nehmen, inklusiv und diskriminierungsfrei sein.

          6. Inklusive Gesundheitsförderung: Lebensqualität für alle

          Geleitet von Claudia Vins (knack:punkt - Selbstbestimmt Leben Salzburg), Norbert Krammer (VertretungsNetz - Erwachsenenvertretung)

          Hauptbotschaften:

          • Teilhabe wird durch sprachliche, physische und organisatorische Barrieren erschwert – diese müssen systematisch abgebaut werden.
          • Menschen mit Behinderungen brauchen besseren Zugang zu Freizeitangeboten und barrierefreien Einrichtungen.

            Abschluss der Tagung und nächste Schritte

            Gesundheitsförderung muss sozial gerecht, niederschwellig und inklusiv gestaltet werden. Dafür braucht es mehr politische Aufmerksamkeit für die sozialen Bedingungen, die Gesundheit beeinflussen – und vor allem entschlossenes Handeln, um bestehende Ungleichheiten wirksam und dauerhaft zu beseitigen.

            Im Namen der Salzburger Armutskonferenz bedanken wir uns bei den Teilnehmenden und Stakeholder herzlich für das zahlreiche Erscheinen und die engagierte Beteiligung. Ein starkes Zeichen für das gemeinsame Interesse an sozialer Gerechtigkeit und gesundheitlicher Chancengleichheit wurde hier gesetzt.

            Die Salzburger Armutskonferenz bedankt sich zudem bei der Plattform Sichtbar Werden, so sichtbar bei der Tagung dabei zu sein, sich einzubringen und die Tagung mit vielfältigen Perspektiven zu bereichern.

            Was bedeutet Gesundheit für Sie?, Foto: © Yenney-Photography

              Im Rahmen des Projekts Aufgeschobene Brille von der Sozialen Arbeit gGmbH wurde zur Spendenaktion von gebrauchten Brillen aufgerufen. Ziel war es, Menschen den Zugang zu Sehhilfen zu erleichtern. Die Resonanz war groß: Es konnten 33 Brillen gesammelt werden, die nun bedarfsgerecht weitergegeben werden können.

              Weiterführende Informationen

              Fotogalerie zur Tagung
              Fotos: © Yenney-Photography

              Die Bilder zur Tagung wurden von Yenney Rojas Pérez gemacht.

              Gesundes Salzburg: Anspruch und Realität

              12. Regionale Salzburger Armutskonferenz | FS1

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