GESUNDHEIT BRAUCHT SOZIALE GERECHTIGKEIT
Salzburg, 04. November 2025 - Armut wirkt sich nachweislich negativ auf die Gesundheit aus. Aber wie kommt es erst so weit in einem Staat, der soziale Leistungen hochhält? Unter dem Titel „Gesundes Salzburg - Anspruch und Realität“ widmet sich die 12. Regionale Salzburger Armutskonferenz dem Thema Gesundheit. Expert:innen aus Wissenschaft, Praxis, Politik und Zivilgesellschaft diskutieren, wie soziale Ungerechtigkeiten und strukturelle Barrieren den Zugang zu medizinischer Versorgung erschweren – und welche Maßnahmen notwendig sind, um das Menschenrecht auf Gesundheit für alle sicherzustellen.
„Gesundheit darf kein Privileg sein, sondern ist ein grundlegendes Menschenrecht“, sagt Marcel Kamlesh SINGHAL, Sprecher der Salzburger Armutskonferenz. Er betont: „Ein faires Gesundheitssystem muss für alle Menschen solidarisch und inklusiv gestaltet sein.“
Gesundheit ist kein Privileg – soziale Ungerechtigkeit macht krank
Menschen in Europa leben heute länger als je zuvor – im Schnitt 81 Jahre. Doch dieser Durchschnitt verschleiert eine harte Realität: Menschen können ihre Gesundheit ungleich erhalten und fördern. Wer weniger Einkommen oder Bildung hat, lebt oft kürzer und mit mehr gesundheitlichen Belastungen. Der aktuelle Bericht von EuroHealthNet-CHAIN zeigt: Soziale Ungerechtigkeiten in der Gesundheit sind kein Zufall, sondern das Ergebnis struktureller Benachteiligung - etwa durch Armut, Diskriminierung oder ungleichen Zugang zu Bildung, Wohnraum und Gesundheitsversorgung. Vor diesem Hintergrund stellt die bevorstehende Tagung die zentrale Frage, ob das bestehende System den Anspruch einer solidarischen und gerechten Gesundheitsversorgung tatsächlich erfüllt – und wie bestehende Versorgungslücken geschlossen werden können.
Schlüsselrolle der Sozialversicherung
Ein Schwerpunkt liegt auf der Sozialversicherung als tragende Säule des Gesundheitssystems. Solidarität und Teilhabe sind unverzichtbare Grundprinzipien – doch in der Praxis werden sie nicht immer eingelöst. So erleben etwa Menschen ohne Erwerbsarbeit, pflegebedürftige Personen oder Menschen mit prekärem Aufenthaltsstatus wiederholt Hürden beim Zugang zu notwendigen Gesundheitsleistungen.
Praxisorientierte Arbeitsgruppen
Am Nachmittag ermöglichen sechs thematische Arbeitsgruppen eine vertiefende Diskussion in den jeweiligen Handlungsfeldern. Im Fokus stehen die Lebensrealitäten von Kindern und Jugendlichen, Frauen, älteren Menschen, post/migrantischen Menschen, working poor sowie Menschen mit Behinderungen. Ziel ist es, konkrete und umsetzbare Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, die bestehende Versorgungslücken sichtbar machen und inklusive Lösungen aufzeigen. Die Ergebnisse sollen Impulse für die Fachpraxis liefern und auch klare politische Forderungen formulieren - mit dem Anspruch, soziale Gerechtigkeit und gesundheitliche Chancengleichheit aktiv voranzutreiben.
Gesundheit als Schlüssel zur Armutsprävention
Gesundheit wird nicht nur als medizinische, sondern auch als gesellschaftliche Ressource verstanden. Sie ist entscheidend, um Armut zu verhindern und ein Leben in Würde zu ermöglichen. Die Europäische Säule sozialer Rechte, Punkt 16, besagt: „Jeder hat das Recht auf rechtzeitigen Zugang zu erschwinglicher, präventiver und heilender Gesundheitsversorgung“, erklärt Marcel Kamlesh SINGHAL, Sprecher der Salzburger Armutskonferenz. Er fordert: „Dieses Recht muss endlich auch in Salzburg und ganz Österreich konsequent umgesetzt werden - nicht nur als politische Absichtserklärung, sondern als gelebte Realität für alle Menschen.“
Themenwoche: „Armut verstehen. Perspektiven schaffen“
Begleitend zur Tagung findet vom 03. bis 07. November 2025 die Themenwoche: „Armut verstehen. Perspektiven schaffen“ für Jugendliche statt. Ziel ist es, junge Menschen für das Thema Armut zu sensibilisieren, Ursachen und Folgen aufzuzeigen und Empathie sowie Solidarität zu fördern. Für die Themenwoche ist in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg ein Medienkoffer zusammengestellt worden, welcher dabei unterstützt, mit Kindern und Jugendlichen über Armut und soziale Gerechtigkeit ins Gespräch zu kommen. 20 Organisationen wirken an 16 verschiedenen Bildungsformaten mit und wirken auch als Gastgeber:in der Workshops.
Weitere Informationen:
- Folder Gesundes Salzburg: Anspruch und Realität
- Themenwoche für Jugendliche: Armut verstehen. Perspektiven schaffen
- Report EuroHealthNet-CHAIN
- ORF Beitrag zur Tagung
Kontakt:
Marcel Kamlesh SINGHAL, Sprecher - Koordinator Salzburger Armutskonferenz
office@salzburger-armutskonferenz.at
Tel.: +43 676 848210 248
